Das Projekt
Hintergrund
Mehrsprachigkeit ist eine Bedingung, unter der Bildung in Deutschland stattfindet. Zu den Hauptgründen dafür gehört Zuwanderung: Migranten aus ca. 190 Herkunftsstaaten – also de facto aus allen Weltgegenden – leben in Deutschland. Sie bringen ihre Sprachen (oft mehr als eine) mit. Forschungsergebnisse zeigen, dass sie die mitgebrachten Herkunftssprachen lebendig halten, sich daneben und gleichzeitig aber dem Deutschen zuwenden. Mehrsprachigkeit ist besonders in urbanen Regionen anzutreffen, auf die sich Migration traditionell konzentriert.
„Lebensweltliche" und „fremdsprachliche" Mehrsprachigkeit
Nun gibt es unterschiedliche Formen von Mehrsprachigkeit. In unserer Forschung unterscheiden wir diese folgendermaßen: Eine Variante von Zwei- oder Mehrsprachigkeit speist sich aus dem Aufwachsen und Leben in einer Lage, in der neben der deutschen Sprache eine oder mehrere andere Sprache(n) alltäglich genutzt werden. Diese Variante bezeichnen wir als „lebensweltliche Mehrsprachigkeit“. Eine andere Variante von Mehrsprachigkeit kommt durch fremdsprachlichen Unterricht zustande. Diese bezeichnen wir als „fremdsprachliche Mehrsprachigkeit“.
Der Begriff Mehrsprachigkeit bezieht sich in unserer Forschung zum einen auf einsprachig-deutsch aufwachsende Kinder, die in der Schule fremdsprachliche Erfahrungen machen. Zum anderen sind die lebensweltlich mehrsprachigen Kinder gemeint, die neben dem Deutschen eine (oder mehrere) Sprache(n) in der Familie erleben und ebenfalls in der Schule Fremdsprachen lernen. National wie international, etwa in kultur- und bildungspolitischen Rahmenvorstellungen der Europäischen Union oder des Europarats (Commission of the European Communities, 2005; Council of Europe, 1992), besteht Einigkeit darüber, dass die Entwicklung mehrsprachiger Fähigkeiten bei allen Schüler(inne)n erwünscht ist. Lebensweltliche Mehrsprachigkeit sollte eine förderliche Bedingung dafür darstellen.