Methoden
Stichprobe
Die Intensivstudie stützt sich auf eine Teilstichprobe der LiPS-Pilotstudie. Aus den Sprachgruppen Russisch-Deutsch, Türkisch-Deutsch, Vietnamesisch-Deutsch und Deutsch-monolingual wurden jeweils 10 Familien ausgewählt, deren Kinder in der ersten Erhebungswelle der Pilotstudie sechs Jahre alt waren. Mit Beginn der Intensivstudie befanden sich diese Kinder in der dritten, teilweise bereits in der vierten Grundschulklasse.
Sprachliche und kognitive Fähigkeiten
Aus der LiPS-Studie lagen uns Ergebnisse über die mündlichen Sprachfähigkeiten vor, die die Kinder am Übergang in die Grundschule in der Herkunftssprache sowie im Deutschen besaßen. Nun fragten wir, ob sich Beziehungen zu ihrem späteren Schriftspracherwerb entdecken lassen. Dies sollte durch einen Vergleich ihrer mündlichen Texte aus der LiPS-Pilotstudie mit schriftlichen Sprachproben beantwortet werden. Dafür wurde ein Instrument für die Analyse schriftlicher produktiver Sprachfähigkeiten am Ende der Grundschulzeit verwendet, das sich des gleichen Sprachkompetenzmodells bedient und daher für qualitative Vergleiche mit den Ergebnissen des mündlichen Instruments geeignet ist. Schwerpunkte der qualitativen Analysen bilden narrative Kompetenzen, die als Vorstufe bildungssprachlicher Fähigkeiten angesehen werden. Die Analysen beziehen sich direkt auf Frühformen bildungssprachlicher Fähigkeiten.
Mit der Durchführung eines Lesetests erfolgte zusätzlich eine Verankerung an repräsentative Studien. Zugleich wurde damit eine Grundlage für einen Vergleich zwischen produktiven (Sprechen, Schreiben) und rezeptiven (Lesen) sprachlichen Fähigkeiten gelegt.
Zur Kontrolle wurden kognitive Fähigkeiten der Kinder herangezogen, die eine Beziehung zur Sprachentwicklung aufweisen. Eingesetzt wurden Subtests des Kognitiven Fähigkeitstests (KFT) sowie eines Arbeitsgedächtnistests (Digit Span).
Interviews
Eltern- und Kinderinterviews sollten die lebensweltliche sprachliche Situation der Kinder beleuchten. Dabei wurde auch thematisiert, wie die Beteiligten die Bildungs- und Sprachentwicklung des Kindes erlebt haben. Hierzu werden Interviewleitfäden für thematisch zentrierte Tiefeninterviews verwendet.
Die Ergebnisse der unterschiedlichen qualitativ und quantitativ ausgewerteten Daten werden abschließend im Rahmen einer Triangulation aufeinander bezogen. Dieser systematische Überblick verfolgt folgende Ziele:
- den Längsschnittvergleich mündlicher und schriftlicher Testdaten mit dem Ziel einer Systematisierung von Entwicklungstendenzen;
- die Erstellung einer Typologie lebensweltlicher literaler Mehrsprachigkeit auf Basis von Sprach-, Interview- und Schuldaten;
- die Identifizierung potentieller Risikolagen und
- die Erarbeitung einer Konzeption für eine Strategie zur Risikominderung.